Seit 2023 wird der Südschnellweg in der Landeshauptstadt Hannover umfassend modernisiert. Die Arbeitsgemeinschaft aus PORR, PORR Spezialtiefbau und Hagedorn wurde von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr mit dem Bau einer Behelfsbrücke, dem Rückbau der Bestandsbrücke und der Anlage eines mehr als 1.000 Meter langen Straßentunnels betraut.
Die Inbetriebnahme der Behelfsbrücke Südschnellweg im Oktober 2024 markierte den Beginn der Baufreiheit für den Abbruch der alten Südschnellwegbrücke. Seit 1960 war das Bauwerk unverzichtbarer Teil für die Abwicklung des Verkehrs im Süden des Großraumes Hannovers. Doch in den letzten 15 Jahren entwickelte sich die Brücke zum Sorgenkind im hannoverschen Verkehrsnetz. Die stetig wachsenden Verkehrslasten hatten zu erheblichen Verschleißerscheinungen geführt. Um die Verkehrssicherheit aufrechtzuerhalten, ließ die Landesbehörde mit großem Aufwand Verstärkungen anbringen – ein notwendiger Schritt, um die Brücke bis zur Umsetzung der Ersatzbauwerke weiterhin nutzen zu können. Zuletzt war der Verkehr lediglich über die beiden Mittelstreifen möglich, Stahlseile mussten die Tragfähigkeit unterstützen.
Bagger „knabbern“ Brücke Stück für Stück ab
In einer beeindruckenden Teamleistung hat die ARGE innerhalb von sechs Tagen 246 Meter des maroden Bauwerks abgetragen – deutlich mehr als die ursprünglich geplanten 136 Meter. Damit ist der Rückbau der insgesamt 484 Meter langen Brücke bereits zur Hälfte abgeschlossen. Ein kontrollierter Sprengabbruch war mitten in der Stadt keine Option – zu groß wären die Risiken durch Erschütterungen und Staub gewesen, die umliegende Gebäude und die Infrastruktur hätten beschädigt werden können. Stattdessen wurde das Bauwerk in einem aufwendigen, präzise geplanten Verfahren abschnittsweise mit Baggern zurückgebaut. Sechs schwere Maschinen knabbern sich durch das Bauwerk und werden bis zum vollständigen Rückbau rund 15.000 Tonnen Beton und Stahl zerkleinern.
Erfolgreicher Rückbau und Wiederinbetriebnahme der Hildesheimer Straße
Im Mittelpunkt der Arbeiten stand der komplexe Rückbau der Felder, die direkt über die Hildesheimer Straße führten – ein besonders sensibler Bereich, in dem nicht nur die Willmerstraße die städtische Hauptverkehrsstraße kreuzt, sondern auch die Trassen der Stadtbahnlinien 1, 2 und 8 verlaufen. Für die Dauer der Maßnahme wurden sowohl der Straßen- als auch der Bahnverkehr voll gesperrt. Die Oberleitungen der Stadtbahn wurden demontiert, ein mehr als 6.000 Tonnen schwerer Damm aufgeschüttet, 4.000 Tonnen Brückenteile abgetragen und der Damm anschließend zurückgebaut.
Am Ostermontag konnte die Stadtbahn bereits eine erfolgreiche Probefahrt absolvieren – der Verkehr auf der Hildesheimer Straße wurde am gleichen Tag um 22:00 Uhr, also acht Stunden früher als geplant, wieder freigegeben. Die Straßenbahn fuhr damit zum ersten Mal über den freigegebenen Bereich – dort, wo bis vor Kurzem noch die ehemalige Südschnellwegbrücke stand. Auch die Gleisanlagen wurden vollständig wiederhergestellt.
Herausragende Teamleistung unter Zeitdruck
„Wir haben eindrucksvoll gezeigt, wie leistungsfähig wir als ARGE agieren – unter hohem Zeitdruck, mit perfekt aufeinander abgestimmten Abläufen“, betont Bauführer Timo Kögel, PORR Ingenieurbau ARGE Südschnellweg Hannover. „Die Koordination zwischen Oberleitungsdemontage, Dammbau und Abbruch verlief reibungslos. Das war echte Präzisionsarbeit.“ Auch bei den Anwohnern fand die Maßnahme hohe Akzeptanz: Die Arbeiten wurden neugierig verfolgt.
Rund zwei Monate werden die Maschinen noch arbeiten, bis die alte Brücke vollständig rückgebaut ist. Mit dem erfolgreichen Abbruch ist der Weg dann frei für die nächsten Schritte im Großprojekt: Derzeit laufen bereits die Schlitzwandarbeiten an der südlichen Baugrubenwand für die Baugrubenumschließung der ersten beiden Tunneldocks. Nach deren Abschluss sollen im Juni 2025 die Ankerarbeiten und der Unterwasseraushub der Baugrube von Dock 1 und 2 beginnen.